Biikebrennen und Sylt

Ich hatte die Gelegenheit, im Februar für drei Wochen auf Sylt zu sein. Im Winter ist es dort am schönsten, die Natur und das Klima sind rauh und erholsam. Früher waren im Januar und Februar so wenig Touristen auf der Insel, dass die Sylter in diesen beiden Monaten ihre Insel ganz für sich hatten. Alles und alle kamen zur Ruhe. Man feiert im Februar, genauer am 21. Februar, am Vorabend des Petritages, das Fest Biikebrennen (nordfriesisches Nationalfest), die Insulaner waren dann für sich. Leider wurde auch diese Veranstaltung in den letzten Jahren vermarktet und viele Touristen kommen zu diesem Ereignis extra auf die Insel.

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Jede Gemeinde auf Sylt hat eine eigene Biike. Biike bedeutet Seezeichen (Bake). Es ist ein gemeinschaftliches Frühlings- oder Fastnachtfeuer, für das geeignetes Brennmaterial gesammelt und aufgeschichtet wird. Das Biikebrennen geht wohl auf einen heidnischen Brauch zurück, mit dem der Winter verabschiedet, die bösen Geister vertrieben und die neue Saat geschützt werden sollte. Die Einwohner gehen in einem Fackelzug zu der Biike, früher in den Dünen, auf Hügelgräbern oder in der flachen Marsch, um sie zu entzünden. Früher wurde an der Spitze einer Stange eine Teertonne befestigt, in die man Strohbündel als Brennmaterial steckte, heute sind es Strohpuppen, die an Stangen befestigt sind. Meist werden an der Biike feurige Reden, auf friesisch, gehalten. Und anschließend geht es zum traditionellen Grünkohlessen. Ich war in diesem Jahr an der Wenningstedter Biike, die an den Norddörfer Schulen aufgeschichtet war. Es hat mir gut gefallen. Vor ein paar Jahren war ich mit dem Fackelzug mitgelaufen, zur Westerländer Biike, um diese zu entzünden. Das ist schon ein besonderes Erlebnis.

Was ich an Sylt so mag ist das Ursprüngliche, welches überall noch spürbar ist, trotz Touristenschwemme. Kurz nach der Ankunft fällt man zunächst in bleierne Müdigkeit, die einige Tage anhält. Das Bedürfnis zu schlafen und sich auszuruhen, ist permanent da, nach einiger Zeit dann vorbei und bei Bewegung an frischer Luft steigt die Kondition wieder an. Zu Beginn der „Badezeit“ bzw. des Tourismus, hat mal ein „kluger Kopf“ gesagt: „die Nordsee ist nichts für Schwächlinge“. Und es stimmt, durch das rauhe Klima wird man körperlich sehr gefordert, gereinigt (alles kommt raus!), durchgepustet und -geschüttelt. Alles kann sich neu ordnen. Ruhe und Klarheit stellen sich ein. In der Weite der Natur wird man offen und weit.

Die Insel Sylt hat Vielfältiges zu bieten. Die Natur ist sehr unterschiedlich. An der offenen See ist es wild und rauh,

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an der Wattseite hingegen ruhig und sanft. Wie Yin und Yang. Beide Seiten gehören zur Ausgeglichenheit.

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Es gibt auch Heidelandschaft. Die Braderuper Heide.

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Möwe im Lister Hafen

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Und es gibt historische Gräber, die Hügelgräber. Tipkenhoog , Harhoog und Ingehoog liegen in Keitum bzw. zwischen Keitum und Morsum. Auf den folgenden Fotos ist Tipkenhoog zu sehen.

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Tipkenhoog ist ein bronzezeitlicher Grabhügel auf dem Grünen Kliff von Keitum. Der Hügel ist nach dem sagenhaften Riesen Tipken benannt worden. Dieser soll im Kampf gegen dänische Eindringlinge gefallen und unter dem Tipkenhoog beigesetzt worden sein.

Es gibt noch weitere zahlreiche historische Stätten auf der Insel, wie z. B. die Ausgrabungen in Archsum, ein Ringwall aus der Wikingerzeit in Tinnum, oder weitere Hügelgräber.

Einer der schönsten Orte auf Sylt ist Keitum, ein altes Kapitänsdorf mit schönen alten Häusern, am Watt gelegen.

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Mir gefallen auch die alten Kirchen auf Sylt. Sie sind schlicht gehalten, mit alten bemalten Holzdecken und anderen Besonderheiten. Die Wenningstedter Kirche, die Friesenkapelle hat einen gekachelte Wand hinter dem Altar. Die Keitumer Kirche St. Severin hat Pottwale aus Messing als Türgriffe. Die Morsumer Kirche St. Martin hat einen Glockenturm aus Holz, mitten auf dem Friedhof gelegen. Auch die alte Westerländer Kirche St. Niels ist sehr schön mit alten Gräbern bzw. Grabplatten.

Alte Kirche in Westerland, Sankt Niels, 1635

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Kirche in Morsum, Sankt Martin, 13. Jahrhundert

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Die Friesenkapelle in Wenningstedt, 1914

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Die Keitumer Kirche, Sankt Severin, 13. Jahrhundert

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Eigentlich sollte die Keitumer Kirche an einer ganz anderen Stelle gebaut werden, doch der Karren mit den Feldsteinen brach an dieser Stelle zusammen, dies sah man als ein Zeichen und baute die Kirche an diesem Platz, so heißt es in einer alten Geschichte. Der Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde bis 1803 als Gefängnis genutzt. Den auf der Wattseite einlaufenden Schiffen diente er als Seezeichen. In der Mauer des Turmes sind die zwei Teile eines gespaltenen Findlings eingelassen, die, wie eine Legende besagt, die Namen der beiden Stifterinnen tragen, nämlich Ing und Dung.

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Weiter Fotos von Sylt befinden sich unter Morsumer Kirche + Sylt + Keitum in der Galeria Sony.

Alle Fotos in diesem Blog lassen sich per Mausklick vergrößern.

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