Nun ist der Herbst da. Nach diesem heißen sonnigen Sommer ist der Herbst ebenfalls warm und trocken. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um lange Spaziergänge und verschiedene Herbstfotos zu machen.
Hierfür war ich im Duvenstedter Brook und an den Volksdorfer Teichwiesen unterwegs.
Ich war auch auf dem Ohlsdorfer Friedhof, der wunderschön ist und auch am besten diese Jahreszeit präsentiert: eine Zeit des Absterbens. Die Blätter fallen vom Baum, weil die Energie sich nach innen zurückzieht. Auch für uns Menschen bedeutet dies eine Zeit des Abschieds und des Rückzugs. Auf der seelisch-geistigen Ebene wird das Jahr reflektiert, die „Ernte“, die eingefahren wurde, begutachtet und das „Alte“, was nicht mehr gebraucht wird, losgelassen. Unsere Energie zieht sich ebenfalls nach innen. Es ist eine Zeit der Muße und Innenschau. Dabei wird losgelassen und aussortiert, sowie ausgeruht, denn im neuen Jahr, im Frühjahr beginnt der Zyklus von neuem. Die Energie geht nach außen, in das Wachstum, dorthin, was man leben möchte. Ein ewiger Kreislauf, der sich am besten in der Natur beobachten läßt. Nur hat sich unsere Gesellschaft angewöhnt in dieser Zeit der Muße und Innenschau weiterhin mit voller Power durch das Leben zu jagen. Viele kommen in dieser Zeit nicht genügend zur Ruhe und schleppen das „Alte“, was sie eigentlich loslassen müssten, mit in das neue Jahr. Wen wundert es da, dass viele Menschen unter dem Ballast irgendwann zusammen brechen?
 |
Auf dem Friedhof gibt es genug Symbole für Reflexion, Spiritualität und Präsenz sowie Zeit und Gelegenheit, die Verbindung zur inneren Quelle zu spüren.
Mir gefällt die Natur im Herbst. Ich mag die bunten Blätter, das Absterben, aussortieren, zur Ruhe kommen. Es gibt viele sonnige Tage. Die Blätter leuchten sehr schön in der Sonne. Sie geben das Licht, was sie im Frühjahr für die Fotosynthese gebraucht haben, jetzt wieder ab. Ein bunter Herbst und ein goldener Oktober.
Durch die anhaltene Trockenheit gibt es wenig Pilze. Die Eichhörnchen sind jetzt eifrig dabei, Nüsse und Eicheln zu sammeln. Ich mag diese hübschen Tiere, die sehr flink und wachsam sind.
In einigen Bereichen ist die Verfärbung der Blätter noch nicht sehr weit fortgeschritten, in anderen Bereichen ist das Laub schon komplett unten.
Ich habe einige Herbstgedichte im Internet rausgesucht, die ich hier präsentieren möchte:
Herbst
Nun lass den Sommer gehen,
Lass Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?
Joseph Freiherr von Eichendorff
(1788-1857)
Blätterfall
Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!
Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichteren Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.
Christian Morgenstern
(1871 – 1914)
Herbsttag
Herr es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
1875 – 1926
Alle Fotos in diesem Blog lassen sich per Mausklick vergrößern.